Meine persönlichen Erfahrungen mit Mokume Gane

 1997 besuchte ich bei Birgit Laken (Niederlande) einen einwöchigen Mokume-Gane Kurs. Ich kannte damals damaszierten Stahl und hatte einmal ein Probestück Mokume Gane gesehen. Der Kurs eröffnete neue Wege, Mokume faszinierte und irritierte mich gleichermassen.
Erste Versuche mit selber hergestellten Metallen waren frustrierend, schlecht verschweisste Bleche führten zu Misserfolgen. Aus Amerika importierte fertige schichtverschweisste Bleche liessen dann zufriedenstellende, eigene Versuche zu. Bleche mit wunderbar bewegten Oberflächen entstanden. Sehr bald aber begriff ich die einleitenden Worte von Chuck Evants Davis zu seiner Mokume-Arbeitsanleitung: "Mokume-Gane ist zeitintensiv, frustrierend und ermüdend. Auch wenn jeder Schritt umsichtig und zuverlässig verfolgt wird, ist das Resultat oft unbefriedigend. Wenn Sie nicht positiv auf die Arbeit gestimmt sind und nicht bereit sind, Zeit und Geduld zu vergeuden; nicht bereit, nach jedem Schritt frustriert zu sein, nicht bereit, nach dem alles (dem Schein nach) erfolgreich war, mögliche Fehlleistungen einzugestehen, sollten Sie überhaupt nicht anfangen!"
Fragen tauchten auf:

  • Wie bekomme ich die verwirrende Vielfalt und die daraus resultierende Zufälligkeit in den Griff?

  • Welche Metallkombinationen eignen sich, welche sind eher enttäuschend?

  • Welche Material-Ausgangsdicke und welche -Enddicke ist ideal?

  • In welchem Verhältnis stehen Ausgangs-Blechdicke - Tiefe der Gravur - End-Blechdicke - Zeichnung?

  • Das anschliessende Walzen / Schmieden verzieht die Zeichnung

  • Welche abschliessende Oxydation für welche Metallkombination?

  • Die Faszination der Oberfläche alleine kann nicht genügen.
  • Ich musste aus dem verwirrenden Chaos der geflammten, bewegten, wogenden Flächen, aus den vielfältigen Arbeitstechniken, Metall-Legierungen, Metallfärbungen zu einem strukturierten Konzept finden. Systematische Versuche mit akribisch genauen Protokollen halfen, das Chaos einigermassen zu ordnen.
    Die organisch anmutenden Oberflächenzeichnungen verlangten nach organischer Formgebung. Nach dem Motto von Paul Klee "gestalte nicht nach der Natur, aber wie die Natur" begann ich über gefaltete, geschmiedete und wieder geöffnete Kupferbleche Formen zu suchen, die der Natur des Mokume gerecht wurden. Entstanden sind Broschen, Ohrschmuck, Halsschmuck und Armspangen in Formverwandtschaft zu Gräsern, Blättern und Farnen.
    Nun hatte ich einerseits Formen, die mich ansprachen, andererseits eine Vielfalt von Möglichkeiten, die Oberfläche zu gestalten. Das nächste Problem war, die Oberfläche so auf die Form zu bringen, dass der Faktor Zufall möglichst klein wurde. Mit Hilfe von Computer, Grafikprogrammen und viel Ausprobieren gelang es immer besser, auf dem kleinen, dicken Blech die Zeichnung genau dort zu platzieren, wo sie auf dem grossgeschmiedeten fertigen Schmuckstück sein sollte.
    Ein nächstes Problem, die endgültigen Oberfläche, forderte viel Geduld. Die einzelnen Schichten am fertigen Schmuckstück sind sehr dünn (Folienstärke). Ein abschliessendes Feilen und Schleifen der Oberfläche würde die oberste Schicht verletzen und so die Zeichnung verfremden. Die Oberfläche muss also sorgfältig so lange ausgeschmiedet werden bis eine gespannte Oberfläche ohne Macken entsteht. Erst jetzt kann gefärbt (oxydiert) werden um den einzelnen Metallen den typischen Farbkontrast zu verleihen. Und erst jetzt, nach all diesen Arbeiten, wird sichtbar, ob das Schmuckstück hält, was es versprochen hat.
    Da der Faktor Zufall trotz allem eine grosse Rolle spielt ist Selbstkritik sehr wichtig. "Nicht alles, was gefällig ist, gefällt".

    Da Mokume Gane viel mit Schmieden zu tun hatte, besuchte ich 1999 einen Silberschmiedekurs. Dieser Kurs liess in mir den Wunsch wachsen, Gefässe aus Mokume Gane-Blechen zu schmieden. Allerdings habe ich bis jetzt noch keine Mokume-Gane-Bleche von ausreichender Grösse gefunden. Auch eine Walzmöglichkeit, um handelsübliche Bleche auf die gewünschte Grösse zu walzen, habe ich noch nicht gefunden. Aber die Idee lässt mich nicht los und ein Weg wird sich finden.

    Das nächste Projekt, Fingerringe aus Mokume Gane, brachte neue Probleme. Die fragile oxydierte (gefärbte) Oberfläche hält der grossen Abnutzung bei Fingerringen nicht stand. Viele Versuche führten aber schliesslich zu einem überzeugenden Resultat.

    Wie geht es weiter?

  • Schalen und Gefässe aus Mokume Gane

  • Mokume Gane kombinieren mit Holz und Steinen.

  • Ich bin mir dabei bewusst, dass es eine Gratwanderung sein wird, die sehr bewegten Oberflächen von Mokume Gane mit anderen, ebenfalls bewegten Materialien (Holz, Stein) zu kombinieren.

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