Mokume-Gane
(aus Nicht-Eisen-Metallen) heisst
frei übersetzt: holzgemasertes
Metall
Etwas
Geschichte
Die
Geschichte der in sich gemusterten Metalle begann vor langer Zeit
mit der Suche nach einem besseren Werkstoff für Schwertklingen.
Die Europäer fanden Säbelklingen aus besonders hochwertigem Stahl
erstmals in Damaskus (heute Hauptstadt von Syrien), dem Handelszenturm
des Mittelalters. Von den Kreuzrittern fälschlicherweise als Damaszenerstahl
("Damaststahl") bezeichnet, fiel dieser Werkstoff sowohl durch
überragende Festigkeit und Federkraft als auch durch seine prächtigen,
geflammten Wellenmuster auf. Cassiodor, ein römischer Gelehrter
aus dem 6. Jahrhundert, beschrieb diese Waffen als " ....Schwerter
von Vulkan geschmiedet ... nicht die Arbeit eines Sterblichen,
sondern das Werk eines Gottes ". Die Herstellung von flammig gemusterten
Stahlklingen durch Feuerschweissen scheint sich in mehreren Regionen
Europas und Asiens unabhängig entwickelt zu haben. Bereits die
altnordischen Sagen er-wähnen lamellierte Klingen, deren mystische
Namen die jeweiligen Muster beschrieben. Derartige Schwerter hat
man bei archäologischen Grabungen auch in römischen Fundstätten
aus dem 2. Jahr-hundert entdeckt. Diese Schmiedekunst fand ihren
Höhepunkt im Kris - dem geschwungenen (und gelegentlich vergifteten)
malaiischen Dolch des 13. Jahrhunderts. Feuergeschweisster Stahl
entstand hier durch Verschweissen von sandwichartigen Paketen
aus Stahl und Weicheisen. Nach mehrmaligem Falten, neuerlichem
Schmieden und abschliessendem Ätzen erschienen gut sichtbare Muster.
Laminierter Rohstahl erschien im 1. vorchristlichen Jahrhundert
erstmals in China. Die Japaner, deren Schmiedekunst - wie ihn
Samurai-Schwerter zeigen - unerreicht war, entwickelten das Verfahren
des Laminierens von Stahl bis zur Perfektion weiter und nannten
das Metall Mokume-Gane. Die ausgefeilten Verfahren basieren darauf,
daß man das Eisen faltet und während des Verschweissens mit Kohlenstoff
anreichert.
Von der Literatur her ist der Waffenschmied Denbei Shoami (1651?1728)
aus Akita (Japan) bekannt, der außergewöhnliche Arbeiten aus Stahl
ebenso wie kunstvolle Verzierungen, Intarsien und Gravierungen
in Schwertscheiden sowie Klingen herstellte. Man weiß, dass Shoami
von alten chinesischen Lacktechniken mit Linienmuster (=Guri)
inspiriert wurde, bei denen Muster aus dicken Lagen von verschiedenfarbigen
Lackschichten heraus graviert wurden. Auch durch den Damaszener
Stahl beeinflusst, entdeckte er, dass nichteisen Platten sich
miteinander verbinden lassen, um Muster hervorzurufen, die den
Lackarbeiten ähnelten. Seine älteste Arbeit in Mokume Gane ist
in dem Kizuka Schwertgriff zu sehen; er verwendete die Materialien
Gold (Kin), Silber (Gin), Kupfer (Suaka) und die Legierung Shakudo.
Viele der alten Samurai-Schwerter haben als Handschutz und als
Schwertabschluss Mokume-Gane-Arbeiten.
Die Gründe, weshalb sich diese Technik in Japan so umfassend etablierte,
sind vielschichtig. Es existierte eine hochgradig entwickelte
Kunst der Schwertherstellung und ein hohes Fachwissen in Metallurgie.
Ebenso gab es einen außergewöhnlichen Ausbildungsgrad im Schmiedebereich
und einen gut funktionierenden Informationsaustausch (große Schulen
ab dem 16.Jh) in Japan.
Eine andere Voraussetzung war das Vorhandensein von einzigartigen
farbigen Legierungen (z.B. Shakudo, Shibuishi, Kuromido) und die
unmittelbare Verfügbarkeit des Materials. Viele Kupferlegierungen
entstanden aus einem Mangel und einer Kostspieligkeit der Edelmetalle,
an deren Vorkommen Japan nicht sehr reich war.
Außerhalb von Japan sind keine weiteren historischen Arbeiten
dieser Metalltechnik mit den typischen Musterungen bekannt.
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